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Städtetrip: London mit Teenager

London Trip mit Teenager 1.0 und 2.0 - Ein paar Worte vorab:

Du willst mit Teenager nach London, brauchst ein bisschen Durchblick und Inspirationen? Ich habe meine Erfahrungen und Tipps aus 2019 und 2023 hier für dich festgehalten. Ich war 2019 mit meiner damals 15jährigen ältesten Tochter und im Jahr 2023 dann mit meiner 16jährigen jüngsten Tochter in London. Beide Reisen habe ich wahnsinnig genossen. Sie haben sich prima ergänzt, was ich 2019 nicht geschafft habe, habe ich 2023 nachgeholt und die Updates hier festgehalten. Eines ist sicher: London ist definitiv immer eine Reise wert. Ich war sicher nicht das letzte Mal dort! Mit diesem Beitrag sowie  London Trip mit Teenager 2.0 (2023) hoffe ich, dir einen guten Rundum-Eindruck zu vermitteln. 

 

London Trip mit Teenager 1.0 - Mai 2019 Christi Himmelfahrt

Mit meiner damals 15jährigen  Tochter bin ich über ein verlängertes Wochenende (Christi-Himmelfahrt, Donnerstagfrüh bis Sonntagabend) in London gewesen. Die Orga solltest Du so frühzeitig angehen, um günstige Flug- und Hotelraten zu ergattern. Lies Dich ein und bereite den Trip ein bisschen vor, dann wird es vor Ort für Dich entspannter. Setz dich mit deinem Teenager auseinander und frag nach seinen Vorstellungen. Was will Dein Sohn/Deine Tochter unbedingt sehen und worauf möchtest Du nicht verzichten? Wünsche vorher zu formulieren und sich auf ein grobes Programm zu einigen ist sinnvoll, um Enttäuschungen und Diskussionen zu vermeiden, denn oft gehen die Vorstellungen von Erwachsenen und Teenagern auseinander. Außerdem ist es unmöglich, London an einem einzigen Wochenende komplett zu erkunden. Man sollte daher lieber nicht zu motiviert planen. Londons Sehenswürdigkeiten sind beliebt und jede Attraktion frisst allein durch die Warterei am Eingang unendlich viel Zeit.

 

Für meine Tochter standen folgende Punkte fest: Harry Potter Studios,  London Eye, Shoppen und "Ein bisschen was ansehen, aber bloß nicht in jede Kirche oder jedes Museum rennen."  8 Monate vorher unserem Reisetermin habe ich mit der Planung begonnen: 

 

Die Vorbereitungen:

 

Flüge

Gute 8 Monate vorher checke ich zuerst diverse Flugbörsen. Am liebsten ist mir natürlich ein möglichst citynaher Flughafen, um Zeit zu sparen. Die Flüge zum Londoner City Airport, der nur 10 km von der Innenstadt entfernt liegt, sind rar und viel zu teuer. Daher ist Heathrow, 20 km von der Londoner Innenstadt entfernt, meine erste Wahl. Auch Stansted (55 km) und Gatwick (40 km) wären eine Alternative, denn angebunden sind alle Flughäfen an die Londoner City sehr gut. Ich finde einen günstigen Flug (130 Euro/Person) mit super Flugzeiten (Abflug Donnerstagmorgen 7.20 Uhr, Rückflug Sonntagabend 19.05 Uhr) bei British Airways von Düsseldorf nach meinem bevorzugten Flughafen Heathrow. Also fast volle 4 Tage in denen wir London erkunden können!

 

Die Handgepäckbedingungen von British Airways sind phänomenal. Erlaubt sind: 1 Handtasche/Laptoptasche bis 23 kg und bis zu 45 x 36 x 20 cm plus 1 zusätzliches Handgepäckstück max. 23 kg und bis zu 56 x 45 x 25 cm (Boardkoffer) Ich beschließe keine Koffer (kostenpflichtig) aufzugeben und nur mit Handgepäck zu fliegen (also Boardkoffer + kleiner Rucksack, die beide bis zu 23 kg wiegen dürfen!!!) und dafür mit den Flüssigkeiten zu jonglieren (ja, schwierig für uns Frauen, aber machbar!)  

 

Hotel

Sich zu weit außerhalb von London in ein günstiges Hotel oder Appartement einzubuchen, kommt nicht in Frage. Die wenigen Tage, die wir zur Verfügung haben, möchte ich nicht unnötig mit Gurkerei in die Innenstadt verschwenden. Also suche ich ein Hotel direkt im Pudding, vom dem alles gut und vorzugsweise zu Fuß zu erreichen ist. Ich buche ein kleines 3 Sterne-Hotel in der Nähe der Victoria Station  - das Comfort Inn London Buckingham Palace (heißt jetzt Best Western Buckingham Palace Road). Hier begehe ich den Fehler, im Vorfeld den Preis von Booking.com nicht mit dem auf der Hotelwebseite zu vergleichen. Bei einer Direktbuchung über die Hotelwebseite ist das Zimmer um insgesamt etwa 50 Euro günstiger.  Booking.com willigt erst nach einigem Hin und Her per E-Mail und per Telefon ein, mir die Differenz zurückzuzahlen, allerdings erst nach Durchführung der Reise, obwohl die Kreditkarte sofort belastet wird (es handelt sich um eine günstige Advance Rate). Egal. Ich bin zufrieden mit dem Kurs für umgerechnet etwa 120 Euro/Nacht.  Lt. Hotel Webseite sind die Zimmer mit Föhn und der üblichen Hotelmenge Duschgel und Shampoo ausgestattet. Stichwort Flüssigkeiten!

 

Harry Potter- Warner Brothers Studios

Die Harry Potter Studios sind ein wichtiger Part der geplanten Reise. Klar, dass ich mich nun sofort um die Tickets kümmern werde. Die müssen grundsätzlich im Voraus und für eine bestimmte Ankunftszeit gebucht werden. Ich will auf keinen Fall ein  Risiko eingehen und wegen verspäteter Buchung patzen oder bei der Zeitenauswahl eingeschränkt werden. Nun stellt sich die Frage: Komplett organisierte Tour oder Eigenanreise? Grundsätzlich wäre eine komplett organisierte Tour mit den roten Doppeldeckern (Golden Tour) sehr bequem, denn der Bus fährt von der Victoria Coach Station ab, also in unmittelbarer Hotelnähe. Das wäre schon sehr praktisch! Die Differenz zum privat gebuchten Ticket beträgt etwa 50 GBP pro Ticket. Aber wenn man die Tickets für die Studios selber bucht, muss man die Fahrtkosten für die Eigenanreise mit dem Zug  (ca. 18,30 GBP) plus 2,50 GBP* für den Shuttlebus ab Watford Junction ebenfalls berücksichtigen. Also reden wir von rund 30 GBP Unterschied pro Person.

 

*Update 2023: Die 2,50 GBP für den Shuttle wurden abgeschafft. Halte dazu aber das HP-Ticket beim Einsteigen bereit!

 

Da ich mir nicht so hundertprozentig sicher bin, ob wir uns zeitlich mit der organisierten Tour in den Studios eingeschränken, entscheide ich mich fürs individuelle Ticket statt touri-idiotensicher und bequem. Wirklich kompliziert hört sich die Anreise nicht an und der Preisunterschied ist auch nicht ohne. Ich buche auf der offiziellen Warner Brothers Studio Tour Webseite für Freitagmittag 13 Uhr zwei Tickets. 13 Uhr ist eine angenehme Zeit mit viel Zeit fürs Frühstück, genügend Puffer für die Anreise, aber auch um sich lang genug in den Studios aufhalten zu können. 

 

Öffentliche Verkehrsmittel - Oyster- oder Travelcard?

Absolut notwendig und empfehlenswert, wenn man in London mobil sein möchte, ist die Anschaffung einer Oyster- oder Travelcard für die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Oystercard, eine Plastikkarte, lädt man mit einem gewünschten Betrag auf und hält sie beim Ein- und Aussteigen in Bus und Bahn vor ein Lesegerät . Die Fahrtkosten werden dann automatisch von der Karte abgezogen. Die Karten gibt es an den zahlreichen Automaten der U-Bahn-Stationen zu kaufen. Man kann die Karte jederzeit nachladen und sich am Ende das ungenutzte Guthaben am Automaten wieder auszahlen lassen. Die Travelcard ist eine Papierkarte und funktioniert ähnlich. Welche Karte nun besser ist, hängt davon ab, wie lange man sich in London aufhält, welche Stadtteile (Zone) man abdecken will und wann man fahren möchte: Peak oder Off-Peak. Peak ist die Zeit, um die alle zum Job pendeln (Rush Hour), früh am Morgen und nachmittags. Eigentlich gelangt man zwangsläufig in die Peak Zeit. 

 

Jugendliche bis 15 Jahre fahren zum halben Preis, also auch meine Tochter. Damit fängt die Rechnerei und Grübelei an. Oystercard empfinde ich als praktischste Lösung, da man sich hier keine Gedanken über die Reichweite machen muss. Ich kann damit bis zum Ende von London fahren. Und das müssen wir, wenn wir am Freitag zu den Warner Brothers Studios fahren. Bei der Oystercard kann man einen täglichen Höchstbetrag (Daily Cap) nicht überschreiten und somit prima kalkulieren. Wir können z.B. an dem WB-Studio Tag anschließend noch so viel rumfahren wie wir möchten. Wieder ein Pluspunkt für die individuelle Anreise zu den Studios. Für Jugendliche ist eigentlich eine Travelcard, die auf die Oystercard gebucht wird, günstiger. Die muss man jedoch personalisieren (vor Ort in London, soweit ich das recherchiert habe, inkl. Passfoto).

 

Irgendwann wird mir die Rechnerei zu viel. Ich will es einfach haben, in London Heathrow landen, zur U-Bahn gehen und zum Hotel fahren. Und zwar ohne Fahrkartenziehen und zusätzliche, lästige Personalisierungen. Ich bestelle also über den Visitbritain Shop zwei Visitor Oystercards für Erwachsene (die Visitor Oystercard umfasst noch ein paar Rabatte in Läden etc.), verzichte auf den Rabatt für Jugendliche und lasse die Karten mit jeweils 50 GBP aufladen. Damit sollten wir auskommen. Ich habe grob hochgerechnet, was wir in etwa verfahren werden:  Fahrt vom und zum Flughafen Heathrow von der Innenstadt Zone 6, Fahrt zu den WB-Studios Zone 9, kleinere Fahrten innerhalb der City Zone 1-2. Auf den Karten sind zusätzlich (auch beim Kauf in London am Automaten) noch ein Pfand von 5 GBP drauf. Die Versandkosten betragen ebenfalls 5 GBP. Den Pfand kann man sich am Automaten bei Abgabe der Karte in London wieder auszahlen lassen*. Oder man behält die Karte für spätere Reisen oder gibt sie an Bekannte weiter, die London besuchen wollen. Ein paar Tage später kommen die Karten an.

 

Update 2023: Hierzu siehe meinen Blog aus 2023. Inzwischen erhält man, lt. meiner Recherche, den Pfand der Oystercard nicht zurück - zumindest nicht bei neu gekauften Karten. Der Pfand beträgt nun 7 GBP. Dennoch glaube ich, dass man mit der Oystercard am besten und unkompliziertsten in London bewegt. Ich habe 2023 meine alte Karte in London neu aufgeladen und konnte sie weiter benutzen, habe sie sogar zwischendurch verliehen. Also: Wenn ihr sie kauft, behaltet sie einfach für spätere Reisen oder gebt sie weiter.

Es geht los:

 

Tag 1: Donnerstag, Christi Himmelfahrt, Anreise 

Unser Flieger startet um 7.20 Uhr ab Düsseldorf. Ich fliege gerne so früh und nehme dafür das frühe Aufstehen in Kauf. Meistens ist es am Flughafen ein bisschen entspannter und die Flüge in der Regel pünktlich. Am Gate werden wir von einer British Airways Mitarbeiterin abgepasst. Der Flug ist busy und unsere Kabinenkoffer müssen (kostenfrei) nun doch aufgegeben werden, damit der Flieger pünktlich starten kann. Wahrscheinlich fliegen die meisten wegen der großzügigen Handgepäckbestimmungen nur mit Boardkoffer. Wir hoffen, dass wir dadurch in  Heathrow nicht zu lange am Kofferband hängen werden. Der Flieger startet planmäßig und landet pünktlich um 7.50 Uhr (Ortszeit) in Heathrow.

 

Meine Sorge war umsonst. Der Weg zum Kofferband ist kurz, die Koffer innerhalb von 10 Minuten eingesammelt. Bei der Passkontrolle werden wir nach „ID or passport?“* gefragt und in die entsprechende Schlange geschickt. Wir reisen mit Personalausweisen ein, die Schlange ist erwartungsgemäß etwas länger. Reisepass-Besitzer passieren nur eine elektronische Schranke. Nach 10 Minuten sind wir schon durch und die Städtetour kann losgehen! *Update: Personalausweise sind seit dem 1. Oktober 2021 in GB  für EU Bürger nicht mehr ausreichend!!!

 

Mit der Tube in die Innenstadt

Der Flughafen ist super ausgeschildert. Wir folgen den Schildern zur Tube. Ich habe mir vorher den Tube-Plan runtergeladen und genau angeschaut. Wir müssen erst mit der Piccadilly Linie* fahren und haben dann an mehreren Haltestellen die Möglichkeit zur Victoria Station umzusteigen. Tube fahren mit der Oystercard ist wirklich easy: Einfach Karte auf die gelbe Fläche am Eingang legen und die Schranke öffnet sich. Beim Aussteigen checkt man mit der Karte aus und der fällige Betrag wird von der Karte abgezogen (das Guthaben wird an den meisten Stationen angezeigt, so dass man stets einen Überblick über das Guthaben auf der Karte hat).

 

Unser Hotel liegt etwa 10 Minuten Fußweg von der Victoria Station entfernt. Es ist inzwischen 10 Uhr. Einchecken können wir ab 14 Uhr.  Ich bin durchgeschwitzt mit dem Rucksack auf dem Rücken und den Koffer hinter mir herziehend. Wir lassen unsere Koffer im Hotel, packen kurz die Handtaschen ein bisschen um und ich mache mich auf der Toilette frisch. Dann kann das Abenteuer London starten!

 

Update 2023: Inzwischen gibt es eine neue, tolle und schnellere Verbindung zum Flughafen Heathrow, die man mit der Oyster-Card nutzen kann: Die neue Elizabeth-Line, braucht (je nach Terminal) max.  30 Minuten, z.B. vom Bahnhof Paddington bis Heathrow. Sie ist komfortabler und moderner als die normale Tube. Unbedingt die TFL-App runterladen und den Ortungsdienst einschalten, damit kann man sich in London weder verfahren noch verlaufen! 

 

Buckingham Palace, St. James Park

Wir können vom Hotel bequem zu Fuß Richtung Buckingham Palace gehen, um uns um 11 Uhr die Wachablösung anzuschauen. Es ist warm, wir sind früh am Palast und die Sonne brennt. Menschenmassen haben sich bereits um den Palast versammelt, kleben am Palasttor und beobachten die Bobbys. Die Queen „is in“ wie man an der gehissten Flagge auf dem Palast erkennen kann. Es ist schon nach elf Uhr und nichts tut sich. Meiner Tochter ist warm, sie will gehen und überhaupt ist ihr das alles zu langweilig. Dann, wir haben gerade unseren Platz am Tor aufgegeben, geht der Trubel los: Pferde, Musik, ein Riesen-Tamm-Tamm. Angesichts der Tatsache, dass die Wachablösung fast täglich stattfindet und man für die Touris hier jeden Tag diesen Zampano veranstaltet, finde ich die Zeremonie, ehrlich gesagt, ein bisschen albern. Hat was von Schützenfest.

 

Als die Straßen wieder freigegeben werden, gehen wir Richtung London Eye, das wir aus der Ferne schon sehen können. Wir laufen durch den St. James Park, der sehr hübsch angelegt ist und zahme Eichhörnchen und viele neugierige Enten beherbergt.  

London Eye und die Themse

Auf dem Weg zum London Eye machen wir unsere ersten Erfahrungen mit dem Londoner Verkehr. Rote Ampeln werden, zumindest von Fußgängern, gnadenlos ignoriert. Wir kommen uns spießig vor, wie wir da so stehen und brav auf Grün warten, während alle andere  Fußgänger so tun, als würde überhaupt keine Ampel existieren. Wir überqueren die Themse über die Brücke und stehen dann auf dem Vorplatz des London Eye. Auch hier wieder: Menschenmassen. Ich möchte unbedingt eine Fahrt mit dem London Eye machen, zumal die Sicht heute gut ist. Aber angesichts der Schlangen vergeht mir ein wenig die Freude. Dennoch stelle ich mich am Ticketschalter an, der ebenfalls brechend voll ist. Es gibt zwei Schlangen: die normale sehr, sehr, sehr lange Schlange und die Fast Track Schlange (schnellerer Einlass).  Auf dem Schild steht: Fahrt mit dem London Eye 30 GBP, mit Fast Track Ticket 40 GBP für einen Erwachsenen. Die Preise hauen mich um, aber Fast Track muss sein, Zeit ist kostbar. Und ich rede hier nicht von einer kleinen Schlange, sondern von einer gigantischen!

 

Als wir nach etwa 20 Minuten dran sind, entdecke ich den Flyer für ein Two-in-one-Ticket für 2 Attraktionen. Für Londons Attraktionen werden viele unterschiedliche Pässe angeboten, z.B. London Pass, ein 5 in 1 Pass. Allerdings wollen wir nicht auf Teufel komm raus alle möglichen Attraktionen in London abklappern. Sea Life oder Shrek Adventure (beide Attraktionen befinden sich direkt neben dem London Eye) interessieren uns z.B. überhaupt  nicht. Aber das 2 in 1  Ticket finde ich interessant, da wir London Eye mit Madame Tussauds kombinieren können. Und zu Madame Tussauds möchte meine Tochter unbedingt. Also kaufe ich das Ticket für insgesamt 91 GBP für einen Erwachsenen und ein Kind (15 Jahre). Es umfasst unsere Tickets für Madame Tussauds (einlösbar, wann man will) sowie die London Eye Tickets, inklusive Fast Track. Das ist verhältnismäßig günstig. Im Vorfeld kann und sollte man eigentlich an jeder Attraktion die Zeit fixieren. Aber London Eye wollten wir definitiv wetterabhängig machen und spontan erleben und haben auch sonst unsere Tage in London nicht streng durchgeplant.

 

Man nennt uns unsere Einlasszeit. Wir haben eine dreiviertel Stunde Zeit, die wir auf dem schönen Platz verbringen. Es sind viele Straßenkünstler unterwegs, man kann essen und in den Souvenirläden stöbern, das Wetter ist toll. Das Warten macht uns nicht wirklich etwas aus. Als wir uns dann in die Fast Track Schlange stellen, geht es ruckzuck. Kurze Taschenkontrolle und rein in die Gondel. Fast Track macht schon Sinn, denn die "normale" Schlange ist wirklich gigantisch!

 

Ich hatte mir das London Eye wie ein normales Riesenrad vorgestellt, es übertrifft aber alle Erwartungen. Die Gondel ist riesig und wird mit nur einer bestimmten (angenehmen) Anzahl Leuten geladen. Wir genießen die Fahrt, können uns frei bewegen und London von oben in alle Richtungen bewundern. Hier kann ich ganz klar eine Empfehlung aussprechen! Muss man gemacht haben!

 

Piccadilly Circus, China Town und Covent Garten

Danach fahren wir kurz in unser Hotel zurück um eine Minipause auf dem Zimmer einzulegen und uns frisch zumachen. Das Zimmer ist sehr, sehr klein (zwei Einzelbetten, so hatte ich gebucht), aber zweckmässig und hat alles was man braucht. Es existiert sogar einen Wasserkocher und eine kleine (kostenfreie) Auswahl an Tee und löslichem Kaffee. Das Bad ist neu saniert und sauber. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Hotelwahl.

 

Dann fahren wir mit der Tube zum Piccadilly Circus. Das ist London! Das ist so echt! Wir kommen uns vor wie in einem Film. Genau hier ist Bridget Jones entlanggelaufen. Wir schlendern ein wenig durch die Geschäfte und landen irgendwann vor China Town. Der richtige Ort um endlich etwas zu essen. Die Auswahl an asiatischen Restaurants ist natürlich gigantisch. Ich kann dennoch keinen Tipp aussprechen. Das einfache chinesische Restaurant, das wir besuchen, ist okay, aber definitiv kein Geheimtipp und zudem leicht schmierig.

 

Danach laufen wir Richtung Covent Garden mit seinen vielen hübschen Geschäften. Inzwischen ist es Abend und die meisten Läden schließen bereits. Die Vorplätze der urigen Kneipen füllen sich mit Leuten, die sich von der Arbeit aus zum Feierabendbierchen treffen. Eine tolle Atmosphäre an diesem lauen Juniabend. Total erledigt, aber für den ersten Tag glücklich so viel gesehen zu haben, fahren wir zurück in unser Hotel.

Tag 2, Freitag:

 

Warner Brothers Studios – Harry Potter

Die Strecke zu den Harry Potter Studios habe ich mir x-mal auf dem Tube Plan angeschaut, um auch ja nichts falsch zu machen. Spätestens um 12.30 Uhr müssen wir unsere Tickets am Schalter der Studios abholen, sonst kann uns der Einlass verwehrt werden. Also rechne ich sehr, sehr viel Puffer für die Anfahrt ein. Morgens geht es zu einem schnellen Frühstück bei Starbucks, um dann recht zügig nach mit der Tube nach Euston Station zu fahren, einem riesigen Bahnhof. Hier fährt der National Zug nach Watford Junction ab. Für einen kleinen Moment bin ich von den zahlreichen Anschlagstafeln und den vielen Leuten im Bahnhof überfordert. Eigentlich sollte ich mich an die Menschenmassen inzwischen gewöhnt haben, dennoch ist für mich immer noch nicht greifbar, wie viele Menschen in London unterwegs sind. Nicht nur an den Hotspots, sondern wirklich überall.  Bevor ich lange rumsuchen muss, frage ich an einem Infostand nach. Man muss nur „Watford Junction“ erwähnen, schon weiß jeder Bescheid. „Harry Potter?“ „Yes, exactly!“

 

Alle zwanzig Minuten kommt der Zug, der aber nicht immer vom selben Bahngleis abfährt. Netterweise kaut uns der Mann am Infostand Zeit und Gleis vor und keine fünf Minuten später sitzen wir schon im National Richtung Watford Junction. Alles ganz easy. Fast denke ich, dass ich wieder unnötig viel Zeit eingerechnet habe – wir haben gerade einmal 11.10 Uhr, als wir den Bahnhof von Watford Junction erreichen und müssen nun ja nur noch mit dem Shuttle Bus zu den Warner Brothers Studios - werde ich eines Besseren belehrt. Die Shuttle Busse kommen zwar alle zehn Minuten, jedoch stehen wir in einer riesigen...Ja, richtig... Schlange. Erst 40 Minuten später sind wir soweit vorgerückt, dass wir in den Bus passen. Die Fahrt kostet 2,50 GBP und das Geld muss abgezählt dem Busfahrer übergeben werden. Das Ticket unbedingt aufbewahren! Es gilt auch für die Rückfahrt (sonst muss man doppelt zahlen). Die Fahrt zu den Studios dauert dann nochmal etwas 15-20 Minuten. Um 12.05 Uhr erreichen wir das Studiogelände. Unseren Anfahrt-Puffer haben wir durch die Warterei am Shuttle wirklich gebraucht.  Wir können unsere Tickets (mal keine Schlange) nun in Empfang nehmen, holen unseren elektr. Guide und den Gutschein für den Official Guide ab (überschaubare, kleine Schlange) und dürfen direkt in die die Ausstellung (die erwartete Bisschen-Schlange bis es reingeht).   

 

Ich habe mir vieles vorgestellt. Klar, Harry Potter Studios, das wird schon großartig sein. Vor ein paar Jahren waren wir in Köln auf der HP Exhibition. Aber die kann mit den Studios nicht im Entferntesten mithalten!  Los geht es mit einer kleinen Einführung. Der Raum unter der Treppe, ein paar gut gelaunt vorgetragene Worte des Staff-Teams und dann geht es in die große Halle. Ich bin erschlagen. Wahnsinn! Zauberhaft. Ich stehe tatsächlich in der großen Halle von Hogwarts! In unserer Buchung ist ein Audio Guide inklusive, aber ich will mich nicht mit Kopfhörern abschotten und so baumelt er die meiste Zeit nur lästig um meinen Hals. Fotos dürfen und sollen gemacht und gerne verbreitet werden. Es gibt so viel zu sehen und zu bestaunen. Ich liebe die Fanatasiewelt von Harry Potter.

 

Obwohl wir uns gar nicht übertrieben an den einzelnen Stellen und Welten aufhalten, brauchen wir gute 3,5 Stunden um die Studios zu durchlaufen.  Wir besichtigen den Schlafraum von Harry und Ron, den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, Professor Dumbledors Büro und Snapes Giftküche. In Hagrids Hütte lassen wir ein Foto von uns machen. An einigen Stellen befinden sich extra Fotopoints, an denen man Studiomitarbeitern anbieten, Fotos mit der eigenen Kamera zu schießen. Natürlich existieren auch Foto-Points, an denen professionelle Fotos erstellt und anschließend verkauft werden. Diese Stellen sparen wir alle aus. Die Fotos sind zu teuer sind und wir haben genug eigene Fotos auf den Smartphones. Außerdem haben wir keine Lust auf die Warteschlangen.  Ich muss natürlich unbedingt ein Foto im Zimmer von Dolores Umbridge machen. Teilen wir doch unsere Leidenschaft für Rosa und Katzen und gehört sie neben Snape zu meinem absoluten Lieblingscharakteren. Zufällig bin ich heute sogar Dolores-passend im rosa Jäckchen gekleidet.

 

Der verbotene Wald ist toll und ein bisschen gruselig mit vielen Effekten (Blitz und Donner können per Knopfdruck ausgelöst werden). Seidenschnabel ist animiert und senkt zur Begrüßung seinen Kopf. Beim Hogwarts Express kaufen wir ein paar Souvenirs für zu Hause. Dann ist es Zeit für Mittagessen und ein Butterbier im Studio Café, bevor wir den Rest des Rundgangs starten. Draußen vor dem Studio Café geht es zum Privet Drive, der großen Brücke und dem Knight Bus. Der erste Film wurde noch in Bracknell gefilmt, später baute man den Privet Drive in den Filmstudios nach. Diese vielen feine Details und die Erklärungen in der Maskenbildner-Abteilung finde ich unglaublich interessant. Der neue Themenbereich Gringotts ist wahnsinnig aufwendig gemacht und sehr beeindruckend. Und als wir denken, dass wir nun eigentlich alles gesehen haben müssten, landen wir in der Winkelgasse. Wie konnten wir die nur vergessen! Am Ende liegt Hogwarts in voller Pracht vor uns. Einfach zauberhaft.

 

Für Harry Potter Fans ist die Ausstellung auf jeden Fall ein Muss! Aber wem erzähle ich das? Kein HP Fan würde wohl in London die Studios auslassen. Am Ende gönnen wir uns noch einen Brownie und einen Kaffee und fahren dann wieder in die Stadt.

 

Um den Harry Potter Thementag für heute abzurunden, statten wir dem Bahnhof Kings Cross noch einen Besuch ab. Dort steht, ähnlich wie in den Studios, ein Gepäckwagen am Gleis  9 ¾ vor dem  sich eine - na was wohl? – Menschenschlange befindet. Jeder möchte das obligatorische Foto schießen. Nebenan gibt es noch ein HP-Souvenirladen. Wer also die Studios in London einmal nicht schaffen sollte, kann vielleicht am Bahnhof Kings Cross etwas HP-Feeling schnuppern. Ausserdem kann man eine spezielle HP-Tour mit Besuch einiger Drehorte innerhalb von London buchen.

 

Den Rest des Tages gehen wir ein wenig auf der Regent Street / Oxford Circle shoppen.

 

Tag 3, Samstag:

 

Madame Tussauds, Baker Street  

Heute wollen wir die Tickets für Madame Tussauds einlösen. Also fahren wir zur berüchtigten Baker Street. Hier befindet sich auch das Sherlock Holmes Museum, auf das meine Tochter aber keinen Bock hat. Also mache ich nur ein schnelles Foto mit seiner Statur am Tube Ausgang der Baker Street.

 

Als wir Madame Tussauds entdecken, bleibt uns kurz der Mund offenstehen. Mit diesem Massenandrang um 11 Uhr vormittags hätten wir definitiv nicht gerechnet. Wir sind etwas überfordert, in welche der vielen Schlangen (so langsam kann ich das Wort nicht mehr hören und schreiben) wir uns überhaupt anstellen müssen. Schnell wird klar, wir hätten online eine Zeit buchen müssen. Was nun? Nach Nachfrage, schickt man uns erst in eine andere Schlange, von der man uns dann nach einiger Zeit in die nächste schickt. Ein richtiges System erkenne ich nicht. Wir werden ständig abgespeist und hin und her eschickt. In einer Schlange treffen wir auf eine deutsche Familie, die zwar ihre Einlasszeit vorgebucht hat, nun aber vergeblich versucht, die Zeit auf ihr Smartphone zu laden, denn irgendwas hatte nicht funktioniert und nun kappt dauernd die Internet-Verbindung. Nach zwanzig Minuten schickt uns plötzlich ein Mitarbeiter ohne Erklärung aus der Schlange. Nun stehen wir blöde rum. Also wieder nachfragen und einen mürrischen Kommentar ernten:  "Bucht die Zeit online auf eurem Handy."  Ich bin jetzt echt sauer, dass wir seit geschlagenen dreißig Minuten von Hü nach Hott geschickt werden und so lege ich mich mit dem unfreundlichen Staff Mitarbeiter an! Verschwendete Zeit. Pissed off! Ich wusste gar nicht, wie gut ich auf Englisch schimpfen kann. Plötzlich fließt jede Vokabel flüssig aus mir raus!

 

Nachdem ich endlich mit extrem schlechter Internetverbindung durch das Zeitbuchungsmenü auf der Madame-Tussauds-Webseite gestiegen bin, wird mir als nächste verfügbare Einlasszeit 14.30 Uhr angezeigt. Das darf doch nicht wahr sein! Was nun? Die Tickets für Madame Tussauds verfallen lassen? Zeit totschlagen bis wir reinkönnen? Es ist 11.30 Uhr und es lohnt sich nicht, noch eine andere Aktion dazwischenzuschieben. Ich bin sauer! Auf das Hin- und Her geschickt werden und auf mich, weil ich vorher keine Zeit gebucht habe. Also bitte merken: Unbedingt Tickets für Madame Tussauds vorab kaufen, Zeit buchen und den Kram auf dem Smartphone parat halten!  Zum letzten Mal quatsche ich direkt am Eingang einen Mitarbeiter von der Seite an und mache meinem Ärger über den unfreundlichen Kollegen Luft. Wahrscheinlich hat er Mitleid mit uns oder will die Unfreundlichkeit des Kollegen wiedergutmachen, denn er öffnet die Absperrung, lächelt uns an und nickt mit dem Kopf. Wir dürfen rein! Einfach so! Ohne weitere Warterei!  Das besänftigt uns natürlich binnen weniger Sekunden!

 

Wir waren bereits in Amsterdam bei Madame Tussauds, was man aber überhaupt nicht mit London vergleichen kann. Madame Tussauds in London ist so viel größer und bombastischer als Amsterdam. Neben den üblichen Verdächtigen wie Jonny Depp, Brad Pitt, George Clooney treffen wir im ersten Raum auf Harry und seine Meghan, umrahmt von einer Blümchenfassade. Auch hier, an den beliebten Figuren wie Königsfamilie und Co, stehen Mitarbeiter, die professionelle Fotos knipsen und einem anschließend eine Nummer in die Hand für den Kauf drücken. Aber natürlich steht es jedem frei, anderen Besucher die Kamera oder das Smartphone in die Hand zu drücken und darum zu bitten, den Fotografen zu spielen. Wir laufen durch die verschiedenen Themenbereiche (Film, Sport, Musik, Fernsehen, historische Figuren etc.) und schießen ohne Ende Fotos. Zwischendurch gibt es Gelegenheit an einem Theatererlebnis a la Sherlock Holmes (glaube 5 GBP) teilzunehmen. Aber das möchten wir nicht. Dann geht es zu einer Bahn. Mit kleinen Taxis werden wir durch die Geschichte Englands gefahren. Und als wir glauben, dass wir nun, nach 70 Minuten durch sind, werden wir in ein 4D Kino geleitet. In einem großen Kinosaal erleben wir eine extra für Madame Tussauds produzierte Marvel Superhelden Geschichte in 4D. Ein echtes Erlebnis, wenn Hulk plötzlich auf der Leinwand niesen muss, seine Spucke auf den nackten Beinen landet und man seinen Atem im Nacken spürt.

 

Anschließend geht es weiter durch die Star Wars und Co. Wachs-Themenwelt. Am Ende bedanke ich mich artig bei dem guten alten Robin Williams, RIP. Gute zwei Stunden haben wir bei Madame Tussauds verbracht und ich bin mehr als froh, dass wir die Karten nun doch nicht haben verfallen lassen!

 

 

Notting Hill, die Verpflegung und Portobello Road

Da uns nun großer Hunger plagt, wollen wir den nächsten Imbiss oder das nächste Restaurant ansteuern. Essen ist bei unserem Trip wirklich zweitrangig und dient nur der schnellen Nahrungsaufnahme. Ich bin schon froh, meine Teenagertochter morgens zwischen neun und halb zehn Uhr gestriegelt und geduscht aus dem Hotelzimmer zu bekommen.  Nix englisches Frühstück mit baked beans, eggs und bacon. Milchshake bei Starbucks oder belegtes Baguette im Bahnhof waren bisher unsere Starter in den Tag.  Aber nun hängt uns der Magen auf den Knien. Ich entdecke Wok-to-Walk (129 Baker Street). In dem kleinen, aber feinen Imbiss kann man sich sein Wok-Gericht selbst zusammenstellen. Alles ganz frisch. Auf die Basisgerichte (Eiernudeln, Yasminreis oder Glasnudeln) mit Gemüse und Ei wählt man nach Gusto zusätzliche Toppings und Sauce. Und hier kann ich wirklich eine Empfehlung aussprechen. Sicher nicht fürs Ambiente (Schnellimbiss eben), aber ein Go für dem Geschmack und das Preis-Leistungsverhältnis. Während des Essens überlegen wir, wo wir den Rest des sonnigen Tages verbringen wollen. Ich schlage die Notting Hill Gegend vor. Es ist Samstag und da findet der berühmte Straßenmarkt auf der Portobello Road statt.  Also rein in die Tube und ein paar Stationen weiter bis Notting Hill Gate fahren.

 

Wir bummeln durch Notting Hill mit seinen vielen kleinen originellen und meist sehr bunten Läden. Am Ende landen wir auf der Portobello Road und dem Straßenmarkt. So eine hübsche Gegend! Besonders im Sonnenschein, den wir schon seit unserer Ankunft gebucht haben, erstrahlt Notting Hill in seiner Besonderheit. Wir schlendern an den einzelnen Ständen vorbei. An die blaue Tür mit dem Bookshop aus dem Film "Notting Hill" mit Hugh Grant und Julia Roberts, denke ich gar nicht und so existiert leider kein Foto davon. Zwischendurch pausieren wir in einem typischen, urigen Pub. Ich brauche jetzt erstmal ein großes, kühles Bier, bevor es weiter geht. Ich war nicht darauf gefasst, dass der Straßenmarkt so weitläufig und riesig ist. Plötzlich tut sich eine neue Welt auf: Second Hand Klamotten und Antiquitäten im großen Ausmaß, Essensstände für jede Geschmacksrichtung. Ich komme mir vor wie…ja, wie eigentlich? Karibik vielleicht? Ein bisschen Asien oder Afrika? International. Bunt. Toll. Nur unsere Füße wollen so langsam nicht mehr.  

Carnaby Street

Trotz qualmender Füße geht es abends noch Richtung Regent Street.  Meine Tochter hat noch Shoppingbedarf, schließlich hat sie lange für den Trip und ihre Shoppingkohle gespart. Und so laufen wir in der Gegend  Regent Street herum, biegen in die vielen Seitenstraßen ein und landen pünktlich zum Geschäftsschluss in der Carnaby Street, mit ihren verrückten bunten Läden und der nicht minder bunten Beleuchtung und vielen netten Straßenlokalen in der Umgebung. Zum Abschluss gönnen wir uns Tapas im Dehesa, einem spanischen Restaurant auf der Ganton Street und lassen unseren letzten Abend in London mit viel Atmosphäre ausklingen.

Tag 4, Sonntag:

 

Hyde Park, Kensington Palace

Unser letzter Tag in London. Um 11 Uhr ist Check-out. Der Flug geht erst am späten Nachmittag, daher lagern wir die Koffer so lange im Hotel. Es ist heute sehr warm und sonnig und wir beschließen zu Fuß zum Hyde Park zu laufen. Unterwegs entdecken wir endlich ein paar freie London-typische Telefonzellen, von den wir ungestört Fotos machen können. Die Zellen werden nämlich in ganz London ständig von ganzen Gruppen beschlagnahmt und es ist gar nicht so einfach eine einsame, gut erhaltene Telefonzelle zu entdecken. 

 

Mittlerweile bin ich wirklich total begeistert von Londons vielen Grünflächen und den vielen Parks, die rund um den Buckingham Palace liegen. St. James Park, Green Park und der Hyde Park mit Kensington Gardens. Wenn man will, kann man durch alle drei Parks hintereinander laufen, ohne die Tube zu benutzen. Wir laufen diesmal, wie schon am ersten Tag, Richtung Buckingham Palace, bekommen erneut die Wachablösung mit (die wir uns aber nicht anschauen) und laufen dann durch den St. James Park und Green Park zum Hyde Park rüber. Zwischendurch kommen uns ganze Touri-Gruppen entgegen. Die Guides halten ihre Erkennungsfähnchen hoch und die Touristen laufen wie eine Kindergartengruppe hinter ihnen her. Wir sind froh, dass wir auf jegliche Stadtführung verzichtet haben. Natürlich, wir haben nicht alles gesehen. Das geht auch gar nicht in so kurzer Zeit. Ich bin kein Freund davon mich in einem Bus zu setzen und alle Sehenswürdigkeiten aus dem Bus zu fotografieren oder beim Stopp zeitlich begrenzt zu werden, nur um dann hinterher zu sagen, ich habe alles gesehen. Wir haben jeden Tag (bis auf die fest gebuchten WB Studios) spontan verplant und wir werden wiederkommen, definitiv und uns die vielen Sehenswürdigkeiten anschauen, die wir nicht geschafft haben! Morgens hatten wir noch darüber nachgedacht eine Sightseeing Tour mit dem Bus zu machen, uns dann aber für die Parks entschieden.

 

Der Hyde Park ist eine wahre Wohlfühloase, mit vielen blühenden Beeten, genug Platz um zu Skaten, Fahrrad zu fahren oder  am See entlang zu laufen. Meine Tochter trägt neue Turnschuhe, die sie sich gestern in Notting Hill gekauft hat und die noch nicht eingelaufen sind und nun drücken. Ein Schild informiert uns darüber, dass noch etwa 35 Minuten Fußweg bis zum Kensington Palace vor uns liegen, mit dem Fahrrad wären es 10 Minuten. Erst da fällt mir die Fahrradstation direkt vor uns auf. Ich habe so etwas noch nie gemacht, empfinde es aber als perfekte Lösung. Ich versuche die Anleitung zu steigen. Zufällig stehe ein junger Deutscher hinter mir und erklärt mir genau, was ich zu tun habe: Kredit- oder EC Karte in den Automaten stecken, Geheimnummer eingeben und Anzahl der Räder, die man ausleihen möchte, wählen. Dann spuckt der Automat zwei Zettel mit den jeweiligen Zugangscodes aus. Den tippt man dann an der Fahrradstation an irgendeinem Rad ein und das Rad ist entriegelt. Cool! Wir radeln also zum Kensington Garden (genügend Fahrradwege) und sehen uns von außen den Kensington Palace an. Danach stellen wir die Räder an der nächsten Station ab (muss einrasten, das Lämpchen leuchtet dann grün). Es ist heute wirklich sehr warm und so lassen wir uns auf der Grünfläche am Diana Memorial Playground nieder und kaufen uns ein paar überbackene Baguettes und kalte Getränke und chillen. Der als Andenken für Prinzessin Diana errichtete Spielplatz ist eingezäunt, sehr gepflegt, der Peter Pan Welt nachempfunden und bewacht. Als es Zeit wird, machen wir uns zur U-Bahn auf und holen unsere Koffer im Hotel ab. Zurück geht es dann mit der Tube zum Flughafen nach Heathrow. Wir landen pünktlich um 22 Uhr in Düsseldorf und das, obwohl wir mit mega Verspätung abfliegen (der Pilot hat die Verspätung während des Flugs komplett aufholen können). Ich bin mehr sehr zufrieden mit British Airways.

 

Noch mehr London-Impressionen findest du auf meinen Beitrag London 2.0: u.a. Musicals, Tower Bridge, Borough Market, Fahrt über die Themse

 

Abschließende Worte:

 

Als Schauplatz ist London in unendlich vielen Filmen und Büchern vertreten. Es macht riesigen Spaß auf den Spuren von "Notting Hill", "Bridget Jones" oder "Harry Potter" zu wandeln. Schon allein damit ist man in London gut beschäftigt. Ich wäre noch so gerne zum Bahnhof Paddington gefahren. Einfach so, um einmal dort gewesen zu sein. Aber das war einer der Punkte, die wir in den wenigen Tagen nicht geschafft haben. Wir haben den Platz am Covent Garden erkannt, an dem James Bowen mit seinem Streuner Bob oft gesessen hat (und es manchmal noch tut) und sind wie Bridget Jones am Picadilly Circus und über die Themse marschiert.

 

Neben dem Bahnhof Paddington mussten wir die Tower Bridge und Big Ben  auslassen. Zur Tower Bridge haben wir es zeitlich nicht mehr geschafft und Big Ben war zu unserem Reisezeitpunkt wegen Restaurierung verhangen. Aber alles sehen geht auch gar nicht in der kurzen Zeit. Es sei denn, man macht eine Stadtrundfahrt mit den Roten Doppeldeckern. Aber dafür war uns das Wetter zu schön und wir wollten die Tage auch ein bisschen frei verbringen. Oft sind wir zufällig an Hotspots gelandet und haben nicht immer alles geplant gesucht. Wir hatten einen groben Plan und ein bisschen treiben lassen gehört für mich bei einer Städtetour dazu. Für den ersten Tag hatten wir uns z.B. den Buckingham Palace vorgenommen, weil unser Hotel sowieso in der Nähe lag und von da aus wollten wir spontan den nächsten Punkt ansteuern. Das London Eye hat uns praktisch aus der Ferne zugewunken und wir sind einfach zu Fuss dorthin marschiert. Freitag war für HP reserviert und Samstag wie Sonntag waren spontan bzw da habe ich mir abends den Reiseführer geschnappt und für den nächsten Tag geplant.

 

Man sollte drauf vorbereitet sein, dass London menschentechnisch aus allen Nähten platzt, viel Zeit, Geduld und Ausdauer mitbringen. Mit kleineren Kindern würde ich persönlich nicht nach London reisen. Mit meiner 15jährigen Teenagertochter hat das Wochenende riesigen Spaß gemacht, da man zu zweit nicht ausgebremst wird und wir auf einer Welle lagen. Uns hat die tolle, verrückte und bunte Stadt begeistert.  Bequemes Schuhwerk war mehr als wichtig! Wir haben jeden Tag mehr als 15 km zu Fuß abgerissen (über 60 km in vier Tagen).
 
Das Verkehrsnetz in London hat mich total begeistert. Die Innenstadt ist perfekt vernetzt. Massen werden hier täglich abgefertigt und man steht nie länger als eine Minute an den Bahnsteigen bis die nächste Tube kommt. Mit dem Guthaben auf der Oystercard sind wir sehr gut ausgekommen. Am Ende waren pro Karte noch ca. 7 GBP drauf. Die Visitor Oystercard würde ich im Nachhinein nicht mehr vorab bestellen. Die Versandkosten kann man sich eigentlich sparen. Es gibt genug Automaten in London (auch direkt am Flughafen), an denen man die Oystercard kaufen kann. Die Rabatte auf der Visitor Oystercard sind bei uns sowieso nicht zum Einsatz gekommen. Der Verkehr in London ist tricky, ich bin einmal fast umgeholzt worden, weil ich den Linksverkehr nicht auf dem Plan hatte und wir Deutschen wie selbstverständlich nur nach links schauen, wenn wir die Straße zur Hälfte überqueren wollen. Das bekommt man auch nicht so schnell aus dem Kopf.
 
Standing in the queue, in der Schlange stehen, ist ein unvermeidbares Übel in London. Darüber sollte man sich nicht aufregen und lieber sein Programm nicht ganz so motiviert mit zu vielen Unternehmungen planen. Man verpasst sonst die Stadt wirklich zu erleben.  Attraktionen, die man unbedingt besuchen möchte, vorab online buchen (viel günstiger!!!) und daran denken, dass auch die Einlasszeiten oft vorab gefixt werden sollten (Madame Tussauds). London Eye würde ich nach wie vor vor Ort kurzfristiger buchen, denn wenn es nebelig ist und die Sicht schlecht, hat man nicht viel von der Fahrt. Die Entscheidung die HP-Studios individuell zu planen war richtig. Man spart eine Menge Geld und die Anfahrt war absolut easy. Aber auch hier gilt: Unbedingt genügend Zeitpuffer für die Anfahrt einplanen! Es kann sein, dass man recht lang in Watford Junction in der Buswarteschlange steht.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Tina (Sonntag, 17 Oktober 2021 13:26)

    Hallo Frau Hesse
    Danke für den tollen Reisebericht. Wollen wir mit unserer Teenager Tochter auch mal machen.
    Gruss Tina

  • #2

    Jenni (Sonntag, 24 September 2023 23:39)

    Vielen Dank für den ausführlichen Reisebericht mit super wertvollen Tipps. Dann steht ja eine Reise nach London mit meinen beiden 14-jährigen nichts mehr im Weg! :-)