Frankfurter Buchmesse 2017: Zwischen Büchern, Ausschreitungen, Beate Künast und Lukas Rieger

 

Die Frankfurter Buchmesse lockt jedes Jahr nicht nur Bücherwürmer, Kulturinteressierte und Cosplayer an, sondern auch Fans der Stars und Sternchen, die sich zusätzlich zu ihrer Gesangs-, TV- oder Sportlerkarriere als Autoren betätigen und ihre Werke präsentieren.

 

Manchmal hat man das Gefühl jeder Sänger, jeder Pfarrer, jeder Schauspieler und jeder Politiker hat schon einmal in seinem Leben ein Buch über sein Leben, über seine Sichtweise auf die Welt oder ein Kinderbuch geschrieben. Und so waren zum Beispiel Beate Künast, Gregor Gysi, Roberto Blanco und zwei Vertreter der Kelly Family auf der Messe zugegen. Maite Kelly promotete ihr Kinderbuch „Die kleine Hummel Bommel" und Joey Kelly sein Bildband „Yukon", das er zusammen mit Till Lindemann, dem Rammstein-Sänger, bei National Geographic veröffentlicht hat.

 

An den Outfits unschwer erkennbar hatten sich daher am Samstag sehr viele Rammstein Fans auf der Messe eingefunden. Gegen 10 Uhr liefen die ersten Fans am Verlagsstand zur Signierstunde (Start 14 Uhr) ein, um dann später doch von der Security nach draußen umgeleitet zu werden, damit man sich in den engen Gängen der Halle 3 noch irgendwie fortbewegen konnte.

 

Die Frankfurter Buchmesse war auch dieses Jahr wieder so vielfältig, dass man sich als Besucher entscheiden musste, was und wen man sehen möchte, denn alles ist nicht zu schaffen und jede Veranstaltung, jede Signierstunde dauert seine Zeit. Daher kommt hier mein kleines persönliches Resümee:

 

Die am besten organisiertesten Signierstunden:
Super organisiert war der FJB Verlag, der Kerstin Giers Signierstunde am Sonntagmorgen im Rahmen der Buchneuerscheinung „Wolkenschloss" ausgerichtet hatte. Offiziell sollte die Signierstunde um 10 Uhr starten. Als jedoch um 9 Uhr mit Hallenöffnung die Gier-Fans in Halle 3.1 Richtung FJB Stand strömten, saß Kerstin Gier bereits am Signiertisch und es ging sofort los. Zusammen mit der Security und den Verlagsmitarbeitern konnte man ein echtes System in der Schlange sehen. Es gab „Warteschokolade" für die ganzen Mädels, innerhalb der Schlange konnten die Bücher bereits gekauft werden, man sollte seinen Namen vorab auf einen Post-it schreiben, damit Kerstin Gier später nicht jeden einzelnen Namen nachfragen musste. Kerstin Gier hat für jeden nur ein Buch signiert und ihre Autogrammkarten waren schon unterschrieben. Sie war entspannt, gutgelaunt, hat sich beim Signieren sehr viel Mühe gegeben und hatte für jeden Fan ein nettes Wort. Zum Abschluss gab es einen kleinen Wolkenschloss Block als Giveaway. Für das normale Messepublikum war zudem eine separate Kasse geöffnet, an der FJB Bücher gekauft werden konnten und alle kamen gut und bequem durch die Gänge.

 

Sebastian Fitzeks Schlangen waren ebenfalls gut organisiert und es gab mehrere Veranstaltungen, auf denen man ihn treffen konnte. Die Anstehenden wurden in seinen Warteschlangen mit Getränken versorgt. Eine nette Geste! Da ich schon am Freitag auf der Messe war, musste ich eine nicht ganz so lange Wartezeit in Kauf nehmen, bekam aber trotzdem zweimal einen Becher Wasser angeboten. Am Sonntag schenkten, passend zu Sebastians neuen Buch „Flugangst 7a", ein Steward und eine Stewardess mit ihrem Flugzeug-Saftladen Getränke in der Schlange aus.

 

Die größten Dramen:
Als wir am Samstag schon vor Messe-Ende das Gelände verlassen haben, kam uns ein großes Polizeiaufgebot entgegen. Wie wir hinterher nachlesen konnten, gab es linke und rechte Ausschreitungen. Aber davon werden die meisten Messebesucher wohl nicht viel mitbekommen haben, wenn man sich nicht gerade in der Nähe getummelt hat. Dann gab es, wie ich gehört habe, einen Zwischenfall bei der der Buchpräsentation von Roberto Blanco. Seine Tochter ist bei der Veranstaltung aufgeschlagen und hat ihn angegangen. Auch das habe ich nur durch die Presse erfahren.

 

Live erlebt habe ich allerdings das absolute Drama rund um Lukas Rieger. Lukas Rieger wird als der deutsche Justin Biber betitelt. Ob man ihn kennen muss, bleibt dahingestellt. Ich zumindest kannte ihn nicht und habe auch vorher noch nie etwas von ihm gehört und habe mich dann informieren lassen: 18 Jahre alt, erste Auftritte bei The Voice Kids; grüne, schöne Augen; smartes Auftreten, 1,9 Millionen Followers auf Instagram, fast eine halbe Millionen Abonnenten auf YouTube; vorwiegend weibliche Fans im Alter von etwa 10-16 Jahren. Warum war Lukas Rieger da? Logisch. Lukas Rieger hat natürlich ein Buch geschrieben: „Der Lukas Rieger Code". Dieses hat er unter Kreischalarm auf der Open-Stage Bühne vorgestellt um anschließend eine Stunde lang für die Fans zu signieren.

Lukas hat sich für jeden Fan sehr viel Zeit gelassen. Er stand für Selfies parat, es gab Umarmungen und dann vollzog sich ein komisches Ritual: Er legte seine Handfläche an die Handfläche seines Fans, sie verschränkten die Finger ineinander, der küsste ihre Handfläche und ließ sich dann ebenfalls seinen Handrücken abknutschen. Dann schaute er mit geübten Hundeblick in die Augen seines Gegenübers und entließ dann die Mädchen, deren Herzen man teilweise durch die T-Shirts hüpfen sah. Leider ließ er sich einfach viel zu viel Zeit, sodass die Schlange kaum kürzer wurde. Nach genau einer Stunde, wirklich auf die Sekunde, stand Lukas Rieger einfach auf und rannte mit seinem Hofstaat im Rücken zum Auto und fuhr weg. Zurück blieb eine, zu Recht enttäuschte, kreischende Menge. Die meisten Mädchen waren nur wegen ihm zur Buchmesse angereist und brachen nun in Tränen aus.

 

Nein, lieber Lukas Rieger. Das war alles andere als gut organisiert und durchdacht! So kann man mit seinen Fans nicht umgehen! Mir tat es jedes einzelne Mädchen leid, dem du das Herz gebrochen hast. Das nächste Mal gibst du bitte ein bisschen Gas, verzichtest zukünftig auf dein Händchen-Ritual (du dürftest dadurch sowieso alle Bazillen und Viren von halb Frankfurt aufgenommen haben und nun krank sein) und versuchst bei solchen Veranstaltungen ein paar Fans weniger zu enttäuschen! Diese Mädchen haben teilweise eine lange Anreise für dich in Kauf genommen und haben dein Buch gekauft! Von ihrem Geld!

 

Auch bitte ich dich, dass du dich das nächste Mal ordentlich verabschiedest, dich bei deinen Fans entschuldigst und ihnen sagst, dass dein Zeitplan es leider nicht weiter zulassen würde länger zu bleiben. Und sorge dafür, dass deine Fans irgendetwas von dir bekommen! Wäre es zu viel verlangt gewesen, vorgeschriebene Autogrammkarten oder irgendwelche anderen Giveaways auszuteilen? Wer nimmt muss auch geben!

 

Nimm dir das nächste Mal ein Beispiel an Kerstin Gier oder Sebastian Fitzek. Und ich glaube, auch Joey Kelly und Till Lindemann sind um einiges souveräner und respektvoller mit ihren Fans umgegangen.

 

An die zwei Mädchen, die so bitterlich geweint haben, weil ihr zu viert angereist seid und nur zwei von euch „durchgekommen" sind: Es tut mir so, so leid. An Lukas: Ein Mädchen davon hatte deine Signierstunde zum Geburtstag geschenkt bekommen. Kannst du dir vorstellen, wie sehr ihr Tag versaut war? Und nicht nur ihrer! Auch der Tag der Mutter, die die Mädchen begleitet hatte und das Ganze nun ausbaden darf! Bekanntlich sind es hinterher immer die Eltern, die schuld sind und die Suppe auslöffeln müssen...

 

Das schönste Ständchen
Das schönste Geburtstagsständchen bekam Sebastian Fitzek, der am Freitag, den 13. Oktober, sechsundvierzig Jahre geworden ist. Ich fühle mich frei sein Alter zu verraten, denn ich bin sein Jahrgang. Allerdings finde ich, kommt er auf unserem gemeinsamen Foto viel jünger rüber als ich (obwohl er fast drei Wochen älter ist), deswegen zeige ich es an dieser Stelle niemanden!

 

Lukas Rieger hat übrigens von seinen Fans auch ein Ständchen bekommen. Die Mädchen sangen „Ich bin Lukinator mit ganz viel Stolz. Ich bin stolz auf ihn, Mann, hast du ein Problem. Dann kannst du dich umdrehen und ganz schnell gehen..." Also, ich finde, er hatte am Sonntag dieses Ständchen einfach nicht verdient!

 

Die relaxten Orte
Eigentlich keine richtige Halle, aber einer der wichtigsten Plätze war für mich der unscheinbare kleine Supermarkt, der sich bei Halle 5/6 befindet, wenn man vom Agora Platz kommt. Ich habe diesen Supermarkt zum ersten Mal entdeckt und war froh, mich mit Getränken eindecken zu können, ohne mich in eine der Endlosschlangen vor den Food-Ständen einreihen zu müssen.

 

Ein Geheimtipp war außerdem der rote Doppeldeckerbus, der den Paddington Bär 2 Kinofilm promotet hat. Dort wurde man nämlich mit kostenfreien Tee, Wasser, Keksen und Knabbereien bewirtet und konnte es sich damit oben auf dem offenen Deck gemütlich machen.

 

Mein größtes „Ach, wie schade"
Sehr schade fand ich die Absage der Jan Weiler Termine. Jan Weiler musste wohl aus familiären Gründen absagen. Bisher habe ich weder die Pubertier-Buch-Reihe gelesen, noch den Kinofilm „Das Pubertier" gesehen. Irgendwie fand ich den Preis für die dünnen Büchlein (der erste Band „Das Pubertier" umfasst gerade mal 128 Seiten, inklusive Zeichnungen, die zusätzlich die Seitenzahlen künstlich nach oben treiben) nicht gerechtfertigt. Und in den Kinofilm haben wir es terminlich im Sommer nie geschafft. Aber da meine gesamte Familie, bestehend aus meinem Mann, mir und zwei Mädels im Alter von 10 und 13 Jahren, riesengroße Fans der gleichnamigen ZDF-Serie sind (einfach großartig und so lustig), wollte ich Jan Weiler auf der Messe unbedingt sehen. Leider ist es dazu nun nicht gekommen, aber lesen werde ich Pubertier-Bücher nun trotzdem und mir auch den Kinofilm auf DVD kaufen.

 

Den größten Spaß:
Den größten Spaß hatte ich eindeutig bei der ARD Hörspielbox des Hessischen Rundfunks (ARD Forum). Hier konnte man live erleben, wie eine Hörspielaufnahme funktioniert. Während das Stück in der Hörbox eingesprochen und die Geräusche produziert wurden, konnte der Zuhörer draußen über Kopfhörer das Hörspiel live mit all seinen Effekten mithören. Auch dieses Jahr war Oliver Rohrbeck zeitweise mit am Start. Wem der Name nichts sagt: Oliver Rohrbeck ist u.a. Ben Stillers Synchronstimme, wird aber vielen besser bekannt sein als Justus Jonas von den Drei Fragezeichen und ist mit der Lauscherlounge erfolgreich.

 

Dieses Jahr habe ich eine Rolle bei einer seiner Mitmachaktionen ergattert! Gemeinsam mit anderen Freiwilligen und natürlich Oliver persönlich, habe ich bei einem Edgar Allan Poe Hörspiel mitgewirkt. Das war mein ganz persönliches Messe-Highlight! Ich liebe die Drei Fragezeichen seit meiner Kindheit und schlafe noch heute teilweise mit Olivers Stimme über Kopfhörer ein. Ich bin eben ein echtes Hörspielkind. Da mir das Hörspielboxteam das komplette Stück als download zugesandt hat, habe ich eine wundervolle Erinnerung mit meiner Lieblingsstimme Oliver.

 

Fazit
Ich habe jedes Jahr aufs Neue Spaß am bunten Treiben auf dem Messegelände. Und ja, es ist voll und heiß in den beliebten Hallen. Und an den Publikumstagen sind teilweise die Standmitarbeiter nicht mehr ganz so geduldig, gut gelaunt und hilfsbereit. Dennoch: Man sollte es mal erlebt haben.